
Nico Elbert & Prof. Dr. Gunther Gust
(Universität Würzburg)
KI ressourcenschonend einsetzen – von der Forschung in die Praxis
Wie Künstliche Intelligenz Bestände optimieren, Kosten senken und Nachhaltigkeit fördern kann
Spätestens seit dem Erfolg von ChatGPT erlebt das Thema Künstliche Intelligenz (KI) einen regelrechten Hype. Unternehmen aller Branchen drängen auf den Einsatz KI-gestützter Lösungen. Vielen fehlen jedoch das notwendige Know-how und die Ressourcen, um KI gewinnbringend einzusetzen. Ein vielversprechender Ansatz ist es daher, Kräfte zu bündeln und unternehmensübergreifende KI-Lösungen zu entwickeln. Genau daran arbeitet die Forschungsgruppe Data Driven Decisions (D3) der Universität Würzburg im Transferprojekt KI-Regio („Künstliche Intelligenz für regionale Wertschöpfungsketten“).
KI kann nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Resilienz in Lieferketten stärken.
Nachhaltigkeit und Effizienz im Einklang
Die Effekte sind messbar: Studien und erste Anwendungen zeigen, dass Bestände um bis zu zehn Prozent reduziert werden können – mit entsprechend weniger gebundenem Kapital und geringerem Flächenbedarf. Gleichzeitig wird die Zahl der Tage mit Fehlmengen bis auf die Hälfte reduziert, wodurch Sondertransporte, Überproduktion und Ausschuss vermieden werden. Die dadurch ermöglichte Automatisierung der Dispositionsprozesse entlastet darüber hinaus die Mitarbeitenden und führt zu einem deutlich verringerten manuellen Planungsaufwand.
Diese Effizienzgewinne übersetzen sich auch in direkte ökologische Vorteile: Weniger Material- und Energieeinsatz, weniger Verschwendung, weniger unnötige Transporte. Damit wird deutlich: KI kann nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische Resilienz in Lieferketten stärken.
Agentische KI als Brücke zwischen Modell und Mitarbeiter
Damit KI in der Praxis Wirkung entfalten kann, reicht technische Leistungsfähigkeit allein nicht aus – sie muss auch verstanden und akzeptiert werden. Die Forschungsgruppe D3 arbeitet deshalb daran, wie sich komplexe Modelle durch sog. agentische KI-Systeme transparenter gestalten lassen. Dabei wird die Intelligenz großer Sprachmodelle genutzt, um technische Elemente – etwa verwendete Daten, Modellparameter oder Annahmen – in natürlicher Sprache dem Nutzenden zu beschreiben. Diese Systeme erklären ihre Vorschläge, machen Entscheidungslogiken nachvollziehbar und ermöglichen es Planungsverantwortlichen, eigene Erfahrungen einzubringen. Ziel ist es, Vertrauen in datengetriebene Entscheidungen zu schaffen und den Übergang zu KI-gestützten Prozessen zu erleichtern – gerade in Unternehmen, die bislang wenig Berührung mit Künstlicher Intelligenz hatten.
Von der Forschung zur Gründung: SOLISTIQ
Das Interesse der an KI-Regio beteiligten Unternehmen führte dazu, dass die Forscher die Entwicklung ihres Basismodells über die Laufzeit des Projekts hinaus fortführen. Die beteiligten Unternehmen brachten dabei ihre Anforderungen und Erfahrungen aktiv ein und halfen so, den Ansatz frühzeitig an den realen Bedarf auszurichten. Das derzeit in Gründung befindliche Spin-off SOLISTIQ arbeitet nun daran, die entwickelten Methoden in die Praxis zu überführen und weiteren interessierten Unternehmen kommerziell zugänglich zu machen.
Fazit: KI als Motor für Effizienz und Nachhaltigkeit
Das Projekt KI-Regio aus Würzburg zeigt, wie Forschung und Unternehmenspraxis Hand in Hand gehen und verdeutlicht zudem, dass KI längst mehr ist als ein Hype. KI hilft Unternehmen, zentrale Herausforderungen zu bewältigen – vom Kostendruck über Lieferkettenprobleme bis hin zur Nachhaltigkeit.
Über das Bestandsmanagement hinaus werden in KI-Regio noch weitere Anwendungen erforscht, wie etwa der Einsatz von Sprachmodellen zur Beschleunigung manueller Prozesse, die filialübergreifende Preisoptimierung im Lebensmitteleinzelhandel oder die Entwicklung dynamischer Stromtarife unter Einbeziehung erneuerbarer Energien.
Nico Elbert
ist Doktorand am Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik und Business Analytics an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg und Mitgründer von SOLISTIQ. In seiner Forschung beschäftigt er sich mit datengetriebener Entscheidungsunterstützung und agentischen KI-Systemen für Planung und Optimierung in Unternehmen.
Prof. Dr. Gunther Gust
ist Inhaber des Lehrstuhls für Wirtschaftsinformatik und KI im Unternehmen am Center for Artificial Intelligence and Data Science (CAIDAS) und der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg. Gemeinsam mit vier weiteren Lehrstühlen leitet er die Data Driven Decisions (D3) Forschungsgruppe.

Container for the dynamic page
(Will be hidden in the published article)


