„Junges Unternehmertum fördern“

Im November 2021 wurde die IHK Potsdam von der ICC World Chambers Federation mit dem 1. Preis in der Kategorie „Das beste unkonventionelle Projekt“ ausgezeichnet! 

Die App „mySchüfi“ bietet Schülerinnen und Schülern nicht nur die wichtigsten Grundlagen für erfolgreiches Unternehmertum, sondern gibt auch Hilfestellung bei der Gründung eines Unternehmens.  

Wir haben nachgefragt – bei Professor Dr. Dr. Mario Tobias, Hauptgeschäftsführer der IHK Potsdam! 


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Die App ist ein Schülerfirmen-ERP-System im Miniformat © IHK Potsdam 

ICC-Germany: Herzlichen Glückwunsch! Mit der Schüler-App "mySchüfi“  haben Sie in der Kategorie „Das beste unkonventionelle Projekt“ den ersten Preis bei der ICC World Chambers Federation gewonnen! 

Wie haben Sie es geschafft, sich mit dieser App gegen die globalen Wettbewerber durchzusetzen?

TOBIAS: Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung. Sie zeigt, digitale Lösungen verbinden global, das motiviert uns weiter an der App zu arbeiten und sie international zugänglich zu machen. Digitale Tools enden nicht an Landesgrenzen. Daher verfolgen wir den Ansatz: Global denken, lokal handeln, denn die Sprache der Wirtschaft ist international. Überall auf der Welt gibt es junge Menschen mit großartigen Geschäftsideen, die nur auf ihre Umsetzung warten! Dinge erleben und sich selbst ausprobieren, das schafft Faszination und Begeisterung für die Wirtschaft und Entrepreneurship. Der perfekte Einstieg in die spannende Welt des Unternehmertums sind aus unserer Sicht deshalb: Schülerfirmen! Mit der „mySchüfi“-App möchten wir junge Menschen ermutigen, schon in der Schule unternehmerisch tätig zu werden. Das lernen sie am besten, wenn sie für ihre Ideen eintreten und eine Schülerfirma gründen. Unsere App ist dafür die perfekte Unterstützung beim Management des ersten eigene Geschäfts.


ICC-Germany: Wie kam es zu dem Projekt und wurden die mit der App verfolgten Ziele erreicht?

TOBIAS: Für viele Unternehmen in Deutschland stellt die Fachkräftesicherung und die Akquise von qualifizierten „young talents“ eine große Herausforderung dar. Deshalb haben wir von der IHK Potsdam vor Jahren eine eigene Stiftung gegründet, um uns auf diesem wichtigen Zukunftsfeld kreativ zu engagieren – „hands-on“ an der Seite der Unternehmen. Unser Ziel: Jugendliche unterstützen, sich den passenden Karriereweg zu suchen und dabei ihr Interesse an der Wirtschaft zu wecken. Gleichzeitig leisten wir dadurch einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Nachwuchsproblems bei den Mitgliedsunternehmen unserer Kammer.„Gemeinsam“ ist unser Motto. Deshalb haben wir die App mit Schülerinnen und Schülern und Mitgliedsunternehmen entwickelt. Das Tool adressiert exakt die Herausforderungen, die junge Menschen auf dem Weg zum eigenen Unternehmen zu meistern haben: Finanzen, Verkauf, CRM, Marketing, Lagerhaltung and Personaleinsatz können einfach, in real-time, mobil über mehrere Accounts abgerufen und interaktiv verarbeitet werden. 

Für den Realitätscheck der Usability waren Schülerfirmen von Anfang an bei der Entwicklung der App eingebunden – „von Schülerfirmen für Schülerfirmen“. Vergleichbar mit einem Open-Source-Projekt, designten die Schülerinnen und Schüler aus sechs Schülerfirmen ihr eigenes App-Produkt. So konnten gleich zu Beginn die verschiedensten Bedarfe der Schülerfirmenarbeit berücksichtigt werden: Von internen Arbeitsstrukturen über Kostenpläne und Lagerbestände bis hin zur Terminplanung oder der Außenkommunikation mit potenziellen Kunden. Auch methodisch gleicht die Entwicklung und Weiterentwicklung der App dem realen Produktentwicklungsprozess in einem Unternehmen.

Wir haben die Schülerfirmen zwei Jahre intensiv begleitet. Mit Hilfe des Design-Thinking-Ansatzes, Social Hackdays und selbst erarbeiteten Feedbacktools entstand so die bundesweit erste App speziell für Schülerfirmen. Seitdem wird kontinuierlich weiterentwickelt und optimiert. Positiver Nebeneffekt dieses kollaborativen Entwicklungsprozesses: Alle Schülerinnen und Schüler, die am App Projekt beteiligt waren, konnten sich so besonders mit den Potenzialen einer digitalisierten Arbeitswelt auseinandersetzen und ganz nebenbei auch ihre Programmierkenntnisse verbessern.

Das Ergebnis: Mit der „mySchüfi“-App haben wir mit unseren Partnern Kobranet und Webxells ein smartes digitales Angebot zum Management einer Schülerfirma geschaffen – quasi ein Schülerfirmen-ERP-System im Miniformat. Damit versetzen wir unsere zukünftigen Fachkräfte in die Lage, relevante Geschäftsvorgänge nicht nur zu lernen und zu verstehen, sondern sie übersichtlich und unkompliziert zu handhaben. Dieses Know-how wird ihnen bei ihrer späteren Ausbildung und Arbeit mit Sicherheit zugutekommen und damit auch unseren Mitgliedsunternehmen.

1. Preis in der Kategorie „Das beste unkonventionelle Projekt“ © IHK Potsdam


ICC-Germany: Ist eine Ausweitung geplant, kann man „Franchisenehmer“ für die App werden?

TOBIAS: Das wäre in der Tat großartig! Die Vermittlung einer grundlegenden, praxisorientierten und unternehmerischen Bildung verstehen wir als zeitgemäße Gestaltung der Berufsorientierung. Wir glauben fest daran, dass es die Aufgabe von uns als Kammern ist, nicht nur seitens der Politik mehr Unterstützung für die Wirtschaft und unseren Nachwuchs zu geben, sondern dass wir selbst weit über eine traditionelle Kammerarbeit hinausgehen können. Das erwarten unsere Unternehmen auch zu Recht von uns und durch unsere Vernetzung verzeichnen wir Erfolge, die eine einzelne Firma nie leisten könnte.

In diesem Sinne wollen wir die App für Schülerfirmen weiterentwickeln und viel mehr jungen Menschen kostenfrei Zugang dazu geben. Zurzeit arbeiten wir an einer Erweiterung der App um ein eLearning-Tool, das zur ROI-Berechnung, Produktionskostenermittlung und Businessplanerstellung genutzt werden könnte.

Denkbar ist auch ein länderübergreifendes Netzwerk von Schülerfirmen, die sich zu ihren Geschäftsideen aktiv austauschen, miteinander in Kontakt stehen und sich Hilfestellung geben. In verschiedenen Ländern voneinander lernen und sich vernetzen – das wäre unsere Vision. Mit der App kann das funktionieren, denn die Funktionen und Mechanismen einer Schülerfirma sind überall gleich.

Über die im ICC organisierten Kammern erhoffen wir uns die notwendige Unterstützung für die Übersetzung der App in andere Sprachen, denn das können wir mit unserer kleinen Stiftung allein nicht schaffen. Ich würde mich daher sehr freuen, wenn wir Feedback aus der ICC-Community bekommen und wir die Internationalisierung der App für die „next generation of entrepreneurs“ über unser einzigartiges Netzwerk realisieren können

Professor Dr. Dr. Mario Tobias

ist Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Potsdam und Mitglied des Hauptausschusses von ICC Germany.



© Foto: Stefan Specht

Mit­ar­beiter*innen ICC
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